Der abtrünnige Bauhaus-Designer mit einem Faible für Stahlrohr
Marcel Breuer wurde 1902 in Ungarn geboren und zog in jungen Erwachsenenjahren für sein Kunststudium nach Wien. Nur vier Jahren später wechselte er an das Staatliche Bauhaus in Weimar und absolvierte dort eine Ausbildung zum Tischler. Direkt im Anschluss an seine Lehre übernahm er als „Jungmeister“ die Leitung der Tischlereiwerkstatt am Bauhaus. Nach einigen Experimenten mit expressionistisch geprägten Holzmöbeln widmete er sich dem Material Stahlrohr, das seine ganz persönliche Passion werden sollte. Im Jahr 1928 verließ Breuer das Bauhaus, um sich voll und ganz seiner neuen Leidenschaft zu widmen und mehr Freiheiten zu genießen. Er knüpfte erste Kontakte zum Möbelhersteller Thonet, der schließlich Ende der 1920er das von ihm gegründete Innenarchitektur-Büro übernahm. Im Laufe der Jahre schuf Marcel Breuer unter anderem für Thonet und Knoll International eindrucksvolle Kollektionen aus (Stahlrohr-)Möbeln, wie beispielsweise den S 64, den Freischwinger S 32, das Satztisch-Set B 9 oder den Wassily Sessel sowie den Laccio Table.
Über Stationen in Budapest und London wanderte Breuer im Jahr 1937 schließlich in die USA aus – auch, um sich als jüdischer Ungar den Nazis zu entziehen. In Amerika konzentrierte sich der Designer und Architekt nun auf die Entwicklung von Sperrholz- und Aluminium-Möbeln und intensivierte den Kontakt zum Bauhaus-Gründer Walter Gropius, durch den er eine Anstellung an der renommierten Harvard-Universität erhielt. Parallel dazu betrieb Breuer gemeinsam mit Gropius ein eigenes Architektur- und Design-Büro. In diesem Zusammenhang schuf er unter anderem das Hauptquartier der Unesco in Paris und das Whitney Museum of American Art in New York. Bis heute gilt Marcel Breuer, der 1981 in New York verstarb, als eine der zentralen Figuren der Architektur- und Designgeschichte.